Wie der Lehrer Gruber goldene Finger bekommen hat

An diesem Abend lernt der Lehrer Franz Xaver Gruber von seiner Frau Maria das Strohsterne machen: Zuerst werden die Halme nass gemacht, dann mit einer spitzen Nadel gespalten und schließlich flach gepresst. Dann schneidet er mit einem scharfen Messer die Enden in Form und sichert alle Halme mit einem roten Garn. Einmal oben drüber legen, einmal unten drunter legen und so weiter, bis der ganze Stern fest zusammenhält. Das Ende des Fadens wird verknüpft, die letzte Schlinge dient zum Aufhängen - und fertig ist der Strohstern! Während der Lehrer Gruber stolz seinen ersten Stern betrachtet, hat er eine Idee: Er wird morgen mit seinen Schulkindern auch etwas Basteln! Und so beginnt der nächste Schultag für die Kinder mit einer kleinen Wanderung zum Waldrand, dort sammelt jedes einen schönen Fichtenzweig, an dem noch die Zapfen hängen. Zurück im Klassenzimmer legen sie ihre „Ernte" auf den Tisch. Der Lehrer Gruber gibt das rote Garn von seiner Frau dazu und einen Rest Gold-Farbe, den ihm die Witwe vom alten Mesner geschenkt hat. Die gefällt den Kindern besonders gut! Glücklich streichen sie die hängenden Zapfen mit der goldenen Farbe an, der Lehrer Gruber hilft mit, wenn es schwierig wird. Danach knüpfen die Kinder eine kleine Schlinge aus rotem Garn an ihren Fichtenzweig, damit wird das fertige Werk im Klassenzimmer zum Trocknen aufgehängt. Es ist bald Mittag und die Kinder packen ihre Sachen zusammen. Beim Verabschieden fangen sie plötzlich zu kichern an und starren dem Lehrer Gruber auf die Hände. Da merkt er, dass er von der Farbe ganz goldene Finger bekommen hat. - „Du, Herr Lehrer, sollen wir deine Finger jetzt auch zum Trocknen aufhängen?"

https://www.stillenacht.info/audio-podcast/10_Goldener_Finger_lo3ay.mp3