Warum die Schiffer so stolz sind
Der Lehrer Franz Xaver Gruber lebt und arbeitet seit gut zehn Jahren hier in der Umgebung von Oberndorf an der Salzach. Als Sohn einer Leinenweberfamilie hat er sich am Anfang gar nicht ausgekannt, er hat viel dazu lernen müssen über die Schiffer und ihre Eigenarten. Der Fluss ist die Lebensgrundlage der meisten Menschen hier, er ist Transportweg und Umschlagplatz. In einer alten und wertvollen Urkunde haben die Oberndorfer Salzachschiffer vor vielen hundert Jahren vom Salzburger Fürsterzbischof das alleinige Recht erhalten, das Salz zu befördern. Dafür waren sie verpflichtet, die Stadt und ihre Wehranlagen in Stand zu halten - und auch zu verteidigen, falls notwenig. Das hat sie stolz gemacht. Immer wieder haben sie Anerkennung und Lob geerntet, weil ihre wehrhaften Bürger den Mächtigen geholfen haben. Das Salz ist nicht nur als Nahrungs- und Konservierungsmittel kostbar, es findet auch beim Gerben Verwendung, beim Glasieren von Tongeschirr und als Arzneimittel. Die kostbare Fracht kommt auf langen Schiffen aus Hallein und wird auf der Salzach bis an die Donau transportiert, auch Seide aus Italien ist oft mit an Bord. Die Salzach fließt in einer engen Schleife um Oberndorf herum, gefährliche Stromschnellen machten früher ein Umladen der Waren notwendig. Das war zwar schlecht für die schnelle Weiterfahrt, ergab aber ein gutes Einkommen für die Salzachschiffer. Vor etlichen Jahren wurde im Salzachknie der störende Felsen gesprengt und dadurch die Stromschnellen beseitigt. Seither ist die Schifffahrt leichter, aber der Gewinn ist kleiner. Vor zwei Jahren waren dann die Halleiner Salzbergwerke den Habsburgen zugefallen und die wichtigen Schiffer waren auf einmal nicht mehr ganz so wichtig. Und nun spüren sie eine neue Zeit heraufziehen, eine Zeit ohne die stolzen Salzachschiffer.
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