Hilfspfarrer Mohr kennt einen neuen Brauch
Während also in den Familien die letzten Vorbereitungen für die Festtage getroffen werden, hat auch Joseph Mohr Einiges zu tun. Er möchte dieses Jahr in der Kirche neben der Krippe einen geschmückten Baum aufstellen. Ein Geistlicher, der viel herumgekommen ist, hat ihm von diesem neuen Brauch erzählt.Die immergrünen Pflanzen haben seit jeher eine besondere Bedeutung. Im Winter erinnern sie an die ewige Kraft der Natur und verschönern die Zeit bis zum nächsten Frühling, wo wieder neues Grün wachsen wird. So kommen jedes Jahr die verschiedensten Zweige zu Ehren: Eibe, Wacholder, Buchs, Tanne oder Fichte werden abgeschnitten und in der Stube aufgestellt. Kleine Naschereien, Dörrobst und Nüsse dienen als Schmuck und dürfen von den Kindern nach den Feiertagen abgeschüttelt und gegessen werden. Aber einen ganzen Baum haben bis jetzt nur die reichen Städter in ihren Häusern stehen, so hat es der Hilfspfarrer Joseph Mohr erzählt bekommen. Heute wandert er also mit Rucksack, Säge und Seil Richtung Haunsberg, dort hat die Kirche ihr Holz stehen. Er wird einen schönen Baum aussuchen, umsägen und nach Oberndorf bringen. Und als Schmuck wird er alles aufhängen, was ihm die Kinder in den letzten Jahren geschenkt haben: Kleine Blumen aus Papier, Strohsterne, Nussschalen-Pupperl und kleine Engerl aus Bucheckern. Und vielleicht hat ja die Frau vom Lehrer Gruber auch noch was für ihn und seinen neuen großen Christbaum. Der Lehrer Gruber sitzt inzwischen daheim in Arnsdorf und schnürt sich die Schuhe: Er muss heute noch nach Oberndorf gehen und versuchen, die Orgel wieder in Schwung zu bringen. Er nimmt alte Lederreste mit, dazu Nadel und Faden. Damit wird er den schadhaften Blasbalg der Orgel flicken, wenn das geht.
https://www.stillenacht.info/audio-podcast/22_Neuer_Brauch_wmo8e.mp3