Wie der Hilfspfarrer Joseph Mohr einen Streit schlichtet

Der Hilfspfarrer Mohr begleitet nicht nur die Schulkinder auf seiner Gitarre, er ist auch selbst ein guter Sänger. Er hat eine hohe Stimme, einen Tenor, und weil er viele Lieder kennt, ist er auch im Wirtshaus ein gern gesehener Gast. Dort sitzen sie dann alle beieinander: Die noblen Schiffsherren, die einfachen Schiffsleute und die Bauern der Umgebung. Meistens sind nur die Männer da, die Frauen bleiben lieber zu Hause. Vielleicht schmeckt ihnen das Bier nicht so, oder sie wollen ihr sauer verdientes Geld nicht ins Wirtshaus tragen. Auch hier spielt der Hilfspfarrer Mohr manchmal auf seiner Gitarre. Er lächelt nur freundlich, wenn sich die Leute mit ihren frechen G'stanzln über ihn und seine Liebe zur Musik lustig machen. Nur sein Vorgesetzter, der Oberndorfer Pfarrer, hat das Singen im Wirtshaus nicht so gern. Es würde seinem Ansehen schaden, meint er. Dabei ist der Hilfspfarrer Mohr beliebt bei den Leuten. Schon öfter hat er mit ruhigen Worten einen Streit beenden können. Unlängst hat er sogar selbst ein blaues Aug davongetragen, als er im Wirtshaus zwei Streithanseln getrennt hat, die nicht voneinander lassen wollten. Da hat er die Ärmel aufgekrempelt und ist mit aller Kraft dazwischen gegangen. Seine zerrissene Soutane - sein schwarzes Priestergewand - wird ihm hoffentlich die Frau vom Lehrer Gruber nähen.

https://www.stillenacht.info/audio-podcast/03_Streitschlichter_uqx1u.mp3