Was der Bürstentanz mit Weihnachten zu tun hat

Der Lehrer Franz Xaver Gruber ist froh, dass die Inspektion kurz und schmerzlos vorübergegangen ist. Demnächst wird ihm die Beurteilung in einem Brief zugestellt werden. Wenn sie gut ausfällt, wird er sich beim Dienstherren um die Lehrerstelle im größeren Oberndorf bewerben, dort ist er ja schon Organist und Mesner. Wenn er dann auch in Oberndorf wohnen könnte, hätte das viele Herumwandern endlich ein Ende.

Die Kinder sind für heute entlassen. Sie haben noch einen beschwerlichen Heimweg vor sich, etliche werden erst bei Einbruch der Dämmerung zu Hause sein.

In den Stuben daheim herrscht Hochbetrieb. Die Tage bis Weihnachten sind ausgefüllt mit allerhand Pflichten. Es gilt die Böden zu reiben, das Besteck zu polieren und die Lampen zu putzen. Auch die Kinder müssen fleißig mithelfen. Manche bekommen die festen Bodenbürsten wie Schuhe angeschnallt und tanzen damit solange durchs Zimmer, bis auch der letzte Winkel sauber gerieben ist. Andere wieder sitzen beim Tisch und reiben das Festtagsbesteck mit dem Kochwasser von Erdäpfeln glänzend, die Kupferkessel aus der Küche werden mit einer Paste aus Salz und Essig bearbeitet.

Während also alle ihre Pflichten erledigen, gibt es eine Menge zu erzählen: Die Erwachsenen besprechen die Neuigkeiten aus der Nachbarschaft und die Kinder tuscheln aufgeregt: „Nur noch sechs Mal schlafen, dann kommt das Christkind!" Sie erzählen sich auch, wer schon wo einen Engel gesehen hat und was die anhaben. Ein Mädchen hat sogar das Christkind selbst gesehen: Es ist am Fenster vorbei geflogen und hat ein hellblaues Kleid angehabt.

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