Wieso die Frau vom Lehrer Gruber Wein trinken muss

In den letzten Tagen vor Weihnachten sind die Frauen besonders fleißig. Sie sind dafür zuständig, dass das Haus blitzblank, das Essen reichlich und die Familie geschnäuzt und gekampelt ist. Und so kommt es, dass die Frau vom Lehrer Gruber, Maria, in den letzten Tagen mehr gearbeitet hat, als ihr gut tut. Wahrscheinlich hat sie beim Wäsche waschen recht geschwitzt und sich dann unten im Keller verkühlt. Heute ist ihr auf jeden Fall schwindlig, ihr Kopf brummt und alle Glieder tun ihr weh. Zum Glück kennt der Lehrer Gruber ein altes Hausmittel, das ihm daheim im Innviertel schon seine Großmutter gemacht hat. Er nimmt eine kleine Schüssel und rührt drei Eidotter, Zucker und Wein zu einem cremigen Brei. Der wird seine Frau stärken und ihre Wangen rosig machen.
Gut, dass noch Eier da waren, die hat seine Frau zum Backen aufgespart. Jetzt werden die Kekse halt mehr nach Mehl schmecken.

Maria Gruber trinkt sonst nie Wein. Sie mag den Geschmack nicht, der ihre Zunge so pelzig macht. Aber wenn der Wein gleichzeitig eine Medizin ist, und gezuckert und eh ganz gut, dann sagt sie nicht nein. Bald darauf ist sie eingeschlafen. Der Lehrer Gruber deckt sie vorsichtig zu und macht sich an seine Arbeit.
Er sucht die Orgelnoten zusammen, die er für die Weihnachtsfeiertage braucht und geht die Werke im Geist gleich durch: Den Einzug der Geistlichkeit, die Zwischenspiele, den Volksgesang und am Schluss den feierlichen Auszug.

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