Warum der Nikolaus in Oberndorf eine eigene Kirche hat
Der Lehrer Gruber geht gern in die Nikolauskirche. Dort sitzt er dann ganz ruhig in der Bank und schaut auf das große Altarbild, das den heiligen Nikolaus zeigt. Es ist noch nicht recht alt, das große Bild. Nach einem Brand ist die Kirchenruine neu aufgebaut worden und die frischen Farben leuchten noch um die Wette, besonders der goldene Mantel des Heiligen Nikolaus. Er ist der Fürsprecher der Seeleute und Händler, und deshalb ist ihm diese Kirche in Obendorf schon vor mehr als zweihundert Jahren geweiht worden. Es gibt viele Legenden, die vom helfenden Nikolaus erzählen. Einmal soll er ein Boot in Seenot gerettet haben, indem er selbst an Bord kam und die Navigation übernahm, danach brachte er den Sturm zum Abflauen. Die kleinen Kinder haben den heiligen Nikolaus besonders gern, weil er ihnen heimlich Äpfel und Nüsse bringt, manchmal auch Lebkuchen mit Mandeln drauf. Und die größeren Kinder bauen ihm sogar ein Schiffchen, in das er seine Geschenke dann hineinlegen soll. Der Lehrer Gruber betet noch einen Rosenkranz und zündet beim Opferstock eine Kerze an. Das kleine Licht soll ein Geschenk an seinen Fürsprecher im Himmel sein, der auch ihn behüten soll vor Krankheit und Tod. Jetzt ist es an der Zeit, den Hilfspfarrer Joseph Mohr zu besuchen, der im Mesnerhaus neben der Kirche ein Zimmer bewohnt. Mit ihm bespricht er alles, was sich so tut in der Gegend. Manchmal zeigt er ihm auch, was er Neues komponiert hat. Dann holt der Hilfspfarrer Mohr seine Gitarre heraus und sie musizieren und fachsimpeln, bis die Dämmerung zum Aufbrechen zwingt.
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